Meldung 2052

Mittwoch, 08.08.2018, 22:04 Uhr

aktuell24
Ein komplettes Dorf trocknet aus:

Seit Jahrzehnten zuverlässige Quelle versiegt - Bereits mittags tröpfelt es nur noch aus den Wasserhähnen der Bewohner von Düna - In den Abendstunden ist der Ort trockengelegt - - Landwirt mit rund 310 Rindern bekommt nur noch knapp die Hälfte des benötigten Wassers - Wasserabzapfen für das Kochen, Klospülung oder Wäschewaschen wird zur reinen Lotterie

Situation droht sich weiter zu verschärfen - Einzigartiges Ereignis sorgt für großes Unbehagen im 110-Einwohner-Dorf - Tanklaster mit Wasser als externe Lösung in Vorbereitung - Rinder geben bereits deutlich weniger Milch - Ortsvorsteherin: "Wasser ist ein Gut, welches in Deutschland eigentlich immer verfügbar ist. Und wenn dann nichts mehr aus der Leitung kommt, ist das schon ein sehr merkwürdiges Gefühl. Da wird einem mulmig." - Junge Mutter erzählt: "Wenn mal Wasser da ist, muss man es schnell zum Kochen oder Zähneputzen nehmen."Wir sprachen ausführlich mit betroffenem Landwirt sowie Bewohnern über die Extremsituation im Ort

Wenn Ulrich Raulf normalerweise den Wasserhahn in seinem Stall öffnet, sprudelt das kühle Nass eigentlich nur so raus. In bester Teetrinkerqualität erhalten seine rund 310 Rinder Wasser direkt aus dem Harz. Doch seit einigen Tagen tröpfelt es viel mehr aus dem Hahn, die so wertvolle Wasserquelle droht zu versiegen. "Normalerweise läuft das Wasser ohne Hilfe bis zum Endabnehmer. Das hat Jahrzehnte einwandfrei funktioniert", schildert Landwirt Raulf, während er in die leere Wassertränke schaut. Doch die seit Wochen herrschende Dürre hat mittlerweile immer dramatischer werdende Folgen für den kleinen Ort Düna im Südharz. Erste Haushalte liegen nachmittags trocken und auch bei Raulf kommt nur noch ein Bruchteil der üblichen Menge Wasser aus dem Hahn. Und das hat Folgen: "Die Kühe sind sehr unzufrieden, die Milchmenge ist erheblich runtergegangen."

Er hat mittlerweile sich einen Wassertank organisiert, der per Laster befüllt wird. Für die 110 Bewohner des Dorfes wird die Nutzung des Wasserhahnes derweil zu einem Lotteriespiel. "Man schöpft sich mit dem Eimer etwas Wasser ab und wartet bis neues kommt", erzählt Familienmutter Julia Skergeth. Insbesondere abends, wenn alle Menschen von der Arbeit heimkommen, bleibt ihr Wasserhahn tot. Ähnlich sieht es bei Dirk Hege aus, der zum Kochen mittlerweile auf Mineralwasser umgesprungen ist und Duschen und Körperpflege wenn, dann nur noch morgens betreiben kann.

So, wie ihnen, geht es noch zahlreichen weiteren Menschen. Bei vielen ist die Sorge groß, dass die Quelle endgültig versiegt. Und tatsächlich werden die Lebenszeichen des früheren Wasserstroms weniger, wie Wasserwart Oliver Hinze zeigt: "Der Unterschied ist, dass das Wasser still steht und von der Quelle kein Sprudel hochkommt. Gegen Mittag, spätestens in den Abendstunden ist dann gar kein Wasser mehr da." Eine Situation, welche Ortsvorsteherin Silke Heide unbedingt vermeiden will: "Wasser ist ein Gut, welches in Deutschland eigentlich immer verfügbar ist. Und wenn dann nichts mehr aus der Leitung kommt, ist das schon ein sehr merkwürdiges Gefühl. Da wird einem mulmig."

Früher sei es ausgeschlossen gewesen, dass die Quelle, die das Dorf speist, jemals versiegen könnte. Jetzt wurde man eines besseren belehrt. Langfristig hat man daher im Ort beschlossen, sich ans Kanalnetz der Stadt Osterode anschließen zu wollen. Eine Lösung, die möglicherweise in drei Jahren umgesetzt werden kann. Kurzfristig sollen Tankwagen anrollen, welche den Bauernhof mit Wasser versorgen sollen. "Wir hoffen, dass der Brunnen dann für die Bewohner ausreicht. Doch wenn die Wetterverhältnisse so bleiben und der Brunnen ganz austrocknet, dann haben wir ein richtiges Problem. Dann müssen wir komplett von extern versorgt werden", fürchtet Silke Heide bereits den Super-GAU. Nur flächendeckender Landregen über mindestens zwei Tage könne diesen verhindern. Doch davon ist derzeit nicht auszugehen.


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