Meldung 2058

Freitag, 10.08.2018, 14:11 Uhr

aktuell24
"Hinter mir kamen die Äste runter, als wenn man mich beschießt!":

Der Tag nach dem Unwette in Wehnsen - Erhebliche Schäden an Häusern und ICE-Bahnstrecke - Zwei Anwohner erzählen ihre unglaubliche Geschichte, wie sie den Sturm nur knapp überlebten - Ast durchschlug Scheibe und landet auf Schreibtisch, an dem Claus Bollmann Sekunden zuvor noch saß - Friedrich Friedebold konnte sich gerade noch retten, ehe sein gesamter Garten niedergewalzt wurde - Aufräumarbeiten gehen schleppend voran

Unzählige Bäume liegen auf der Bahnstrecke - Manch Bewohner von Wehnsen wurde fast erschlagen - Dorfgemeinschaft ist fassungslos

Wenn Claus Bollmann auf seinen Schreibtisch blickt, kann er sein Glück immer noch kaum fassen. Dort, wo eigentlich eine Fensterscheibe die Wand seines Arbeitsplatzes ziert, ist nur noch ein Loch. Am gestrigen Donnerstagabend saß er hier und arbeitete an seinem Laptop. Als es plötzlich draußen dunkel wurde, stand er auf, um nach oben zum Dachfenster zu gehen. "Und dann hat es geknallt. De Dachsteine sind runtergeflogen, die Hunde bekamen Panik", erzählt er am Tag danach. Eine dicke Eiche war durch das Fenster gekracht und blieb auf dem Schreibtisch liegen. "Wäre ich da noch gesessen, müsste ich heute nicht mehr aufräumen", rettet er sich in schwarzem Humor. Da müsse ein Schutzengel am Werk gewesen sein.


Der war wohl auch bei Friedrich Friedebold im Einsatz. Der Rentner war in seinem Garten beschäftigt, als plötzlich heftiger Wind einsetzte. Er realisierte im letzten Moment, dass ein großes Unwetter aufzieht und nahm die Beine in die Hand: "Hinter mir sind die Äste runtergekommen, als würde man mich beschießen." Auch die große Scheibe im Wohnzimmer hat es getroffen, als eine alte Eiche auf sein Wohnhaus kippte. Sein Garten ist komplett zerstört, auch der Schaden am Gebäude liegt im sechsstelligen Bereich.    Beide haben großes Glück, da sie entsprechende Gebäudeversicherungen abgeschlossen haben. "Wir haben das Rundum-Sorglos-Paket wegen den Eichen vor zwei Monaten abgeschlossen", schmunzelt Bollmann angesichts der glücklichen Eingebung.


Ob alle Anwohner in Wehnsen so vorausschauend gehandelt haben, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Beträchtlich sind die Schäden nicht nur im Ort, sondern auch in der Infrastruktur. Die ICE-Strecke zwischen Hannover und Wolfsburg ist immer noch blockiert. Unzählige Bäume liegen im Gleisbett, die Oberleitungen wurden auf über einem Kilometer abgerissen. Wann hier ein geregelter Bahnbetrieb wieder anlaufen kann, ist noch völlig unklar.