Meldung 2243

Donnerstag, 28.02.2019, 12:17 Uhr

aktuell24
Eigenmächtig Erlaubnis zur grausamen Tierquälerei erteilt:

Stadt lässt unliebsame Maulwürfe im französischen Garten mit giftigen Gasen auf brutale Weise töten - Unter Artenschutz stehende Tiere verenden qualvoll (on tape) - Stadt hat sich Ausnahmegenehmigung zur Tiertötung selbst ausgestellt und rechtfertigt dies wegen notwendiger Gefahrenabwehr - Augenzeuge Redelf Jacboi: "Habe gesehen, wie es gelitten hat. Tat mir unheimlich weh, das zu sehen." - Natur- und Tierschutzbündnisse prüfen Klage, "Shitstorm" auf Facebook

Maulwurfshügel wären gefährliche Stolperfallen gewesen - Diese befanden sich jedoch ausschließlich abseits der Wege - Bürger aufgebracht und fassungslos über Verhalten der Stadtverwaltung: "Das ist eine Frechheit sondergleichen und Tierquälerei im höchsten Maße. (...) Wie sollen Maulwurfshügel für mich gefährlich sein?" - Ausführlicher O-Ton mit Augenzeuge samt Handyvideos, Stellungnahmen der Stadt und von PETA sowie zahlreiche Voxpops

Der französische Garten ist der ganze Stolz der Kreisstadt Celle. Mitten im Herzen gelegen, laden die Wege mit ihren bunten Blumenbeeten und toll geschnittenen Hecken die Menschen gerade bei den zuletzt frühlingshaften Temperaturen zum Spazieren und Verweilen ein. Wäre da nicht der liebe Maulwurf, der sich in den vergangenen Wochen zum Staatsfeind Nummer 1 entwickelt hat.

Überall wachsen Maulwurfshügel aus dem eigentlich so feinen Rasen und zerstören die kostbaren Beetflächen. Nachdem das Einebnen der Wiesen sowie Duftstoffe nicht die gewünschte Wirkung erbracht haben, hat die Stadt nun andere Kaliber aufgefahren, wie Redelf Jacobi mit Erschrecken vergangenen Freitag feststellen musste: "Ich sah einen Mann in Arbeitskleidung sich über die Rasenfläche bewegen. Er führte ein Rohr in die Maulwurfshügel und goss dann aus einer Flasche etwas ein." Zwei Stunden später machte Jacobi dann die grausame Entdeckung. "Im Beet war ein Maulwurf und hat sich auf der Platte versucht zu bewegen. Er fiel immer wieder nach links und rechts über", erinnert sich Jacobi, der die Situation mit dem Handy festhält. "Es tat mir unheimlich weh, das zu sehen." Auf grausame Weise verendete das Tier schließlich vor Jacobis Augen.

Der wandte sich sofort an das Ordnungsamt und schilderte seine Beobachtungen - in der Hoffnung auf Unterstützung, denn der Maulwurf steht unter Artenschutz. Doch auf eine offizielle Antwort wartet er noch heute. Diese hat er dann über die Medien bekommen, die ebenfalls bei der Stadt nachgefragt haben. "Ende vergangener Woche haben wir einen professionellen Schädlingsbekämpfer gegen die Maulwürfe eingesetzt. Dafür haben wir eine Ausnahmegenehmigung der Kollegen der Unteren Naturschutzbehörde." Was die Stellungnahme jedoch verschweigt: Die Behörde ist ebenfalls Teil der Stadtverwaltung. Die Stadt hat sich also selbst eine Genehmigung zur Tiertötung erteilt. Ein übliches Verfahren, was auch in anderen Städten wie Hamburg oder Hannover Anwendung finde.

Ein unfassbarer Umstand, der viele Spaziergänger im Park teilweise in Rage bringt. "Wir werden für alles und jedes bestraft, für das kleinste Parkvergehen. Und die Stadt Celle erteilt sich zur Tierquälerei die Genehmigung. Da fehlen mir die Worte", findet Susanne Kindt. "Wenn man sich für alles selbst die Erlaubnis erteilen kann, braucht man sich auch gar keine Erlaubnis erteilen", pflichtet Kira Streitzer ihr bei und teilt damit auch die Meinung von Katharina Winkelmann: "Wenn die Stadt das kann, sollten wir uns selbst auch eigene Erlaubnisse geben."

Die Stadt selbst erklärt, dass sie zu den drastischen Maßnahmen auch gegriffen habe, um Gefahrenabwehr zu betreiben. So sei die Gefahr von Stolperfallen im belebten Park gegeben gewesen. Eine Begründung, die jedoch kaum auf Verständnis stößt. "Stolpergefahr vielleicht, aber man geht ja auf dem Gehweg und nicht auf der Wiese", sagt Florian Spinder. "Die Hügel sind sehr gefährlich für ältere Leute, die sich verlaufen, die können hinfallen", äußert sich Lothar Harms ironisch. Als passionierter Modellflugzeug-Pilot hat er sogleich noch einen praktischen Tipp für die Stadtplaner: "Wir mussten immer die Wiese frei bekommen, damit die Flieger landen können. Haben damals immer gewartet, bis er buddelt - was zu bestimmten Zeiten passierte. Dann sind wir mit dem Spaten ins Loch rein und haben den rausgeworfen. Und dann wieder woanders ausgesetzt. Eine ganz einfache Methode." Und es gebe noch einige andere.

So sehen das auch die Tierschutzorganisation Peta sowie der Bund für Naturschutz und Umwelt. Beide wollen nun die Stadt verklagen. Deren Oberbürgermeister Dr. Jörg Nigge erkennt nun auch, das "recht haben" und "recht handeln" unterschiedliche Bedeutung haben können und kündigte unter anderem auf Facebook an: "Dennoch habe ich als Verwaltung einen anderen Anspruch eines ethischen und moralischen Handelns und werde diese Vorgehensweise der Stadt für die Zukunft ausschließen." Nicht nur Jacobi wird die nächste Zeit besonders intensiv prüfen, ob dieses Versprechen eingehalten wird. 


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