Meldung 2345

Samstag, 22.06.2019, 20:34 Uhr

aktuell24
Lebensgefährlicher Selfie-Wahnsinn:

Alkoholisierter 20-Jähriger macht Foto auf Bahnübergang – Notbremsung stoppt Zug nicht mehr rechtzeitig – Regionalbahn mit ungefähr 60 km/h unterwegs – Junger Mann erfasst, unter Zug zum Liegen gekommen und lebensgefährlich verletzt – Rettung gelingt glücklicherweise relativ rasch

Feuerwehr betreut rund 40 Fahrgäste im Zug und versorgt sie mit Getränken – „Das sind sehr unschöne Bilder und davor wollten wir einfach die Fahrgäste schützen“ – Notfallseelsorge mit fünf Mann vor Ort – 43-jähriger Lokomotivführer und zwei 13-jährige Mitglieder einer Jugendgruppe in Betreuung

Gesellschaftlich anerkannt und heutzutage überall allgegenwärtig - das Selfie. Es ist mehr als eine Erinnerung an einen besonderen Moment oder ein individueller Gruß an die Freunde über verschiedenste Soziale Netzwerke, sondern eine Selbstdarstellung der besonderen Art. Der einfache Schnappschuss mit Freunden beim Essen reicht für Viele schon lange nicht mehr aus, um sich selbst im Netz zu vermarkten. Das Besondere allerdings kann im schlimmsten Falle auch lebensgefährlich sein, wie der Fall eines 20-Jährigen aus Bielefeld zeigt:

Eigentlich sollte jedem bewusst sein, dass ein Bahnübergang mit einem herannahenden Zug kein idealer Ort für ein Selbstbildnis ist. Warum diese Erkenntnis einem jungen Mann in Braunschweig nicht kam oder warum er diese ignorierte, könnte an seinem Alkoholkonsum gelegen haben. Zeugen beobachteten, wie er geraume Zeit vorher auf einer Bank Käse, Chips und Wodka zu sich nahm. Hieraus könnte auch eine verzerrte Wahrnehmung abgeleitet sein, die den jungen Mann vielleicht in Sicherheit wiegte. Sein Handeln jedoch spricht seine eigene Sprache. Er stellte sich am frühen Samstagabend an einem Fußgängerüberweg auf einen Bahnübergang in Braunschweig – Querum. Hintergrund dazu, ein Selfie mit einem herannahenden Zug der Regionalbahn. Es kam, wie es eigentlich schon fast kommen musste. Obwohl der 43-jährige Lokomotivführer noch eine Notbremsung einleitete, erfasste der Triebwagen den 20-Jährigen, welcher anschließend unter dem schweren Gefährt auf den Gleisen zum Liegen kam. 

Obwohl er für sein gedankenloses Handeln mit schweren Rückenverletzungen bezahlte und eine Zeit lang in Lebensgefahr schwebte, hatte der junge Mann wohl noch Glück im Unglück. Die Feuerwehr konnte ihn ohne den Einsatz von schwerem Gerät befreien. Der Rettungsdienst brachte den Verletzten anschließend zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus. Eine professionelle Betreuung hingegen benötigt nicht nur der Lokführer, sondern auch zwei 13-jährige Jugendliche, welche unglücklicherweise zu diesem Zeitpunkt in der Nähe unterwegs waren und den Vorfall beobachteten. Ein Team aus fünf Seelsorgern der Feuerwehr stand hierfür zur Verfügung.

Im Zug selbst gab es glücklicherweise keine Verletzten zu beklagen, allerdings mussten die 40 Insassen einige Zeit ohne Strom und somit Klimaanlage in den Wagons ausharren. „Das sind sehr unschöne Bilder und davor wollten wir einfach die Fahrgäste schützen“, erklärt André Völzke von der Feuerwehr das Handeln. Die Türen blieben allerdings geöffnet, um für eine gewisse Luftzirkulation zu sorgen, und Kameraden der Ortswehren kümmerten sich um die Insassen und versorgten sie auch mit Getränken.