Meldung 2527

Donnerstag, 13.02.2020, 16:50 Uhr

aktuell24
Drei Luchse nach "Sabine" flüchtig:

Umgefallene Bäume drücken Gehegezaun nieder - Plüschohrenträger nutzen ihre Chance und entweichen in die Freiheit - Lediglich ein Weibchen wartet im Gehege auf Rettung - Reviergefährte von Baum erschlagen

Pfleger entdecken Dilemma erst am Dienstag, als die Sturmböen nachgelassen haben - Überlebenschance in der Wildnis gut - Revierleiter und Ranger trotzdem auf der Suche nach Entflohnen - Keine Gefahr für Besucher - Touristen und Spaziergänger sehen die Situation gelassen

Sturmtief "Sabine" hat überall in Deutschland mehr oder weniger große Schäden hinterlassen. Schwer getroffen hat es den Nationalpark Harz, nicht nur mit Baumbruch sondern auch im Tierbestand. Bäume knickten um und trafen den Zaun zum Luchsgehege. Während drei der püschelohrigen Tiere (Alice, Ellen und Paul) flüchteten, traf ein Baum "Tamino" - er verendete an seinen Verletzungen. Lediglich die Luchsdame "Pamina" blieb im Gehege und wartete auf Rettung.

Nachdem am Montag noch Windböen bis 163 km/h herrschten, stellten die Ranger das Ausmaß der Sturmschäden erst am Dienstag fest. Sorgen macht sich Wolf Maßmann, Revierleiter im Nationalpark Harz um die Tiere eher weniger: "Ja, natürlich können die also auch in der freien Wildbahn überleben". Für die Luchse ist es zwar eine Umstellung, weil sie sich ihr Futter, bevorzugt Reh, selber fangen müssen und es nicht als Versorgung bekommen. Trotzdem hofft er natürlich, dass jemand durch Zufall eine Sichtung macht und den Nationalpark verständigt. 

Angst haben, braucht übrigens keiner, wenn er einem Luchs oder den flüchtigen drei Gesellen, mit den Namen Alice, Ellen und Paul", begegnet. "Man sollte auf jeden Fall nicht in Panik verfallen, sondern ruhig bleiben. Warten bis sich die Situation entspannt, bis der Luchs also den Weg verlassen hat. Wenn er das nicht tut, dreht man sich eben mal um und geht mal ein Stück zurück", erzählt der erfahrene Mann.

Obwohl die Besucher des Nationalparks keine Erfahrungen mit freilaufenden Luchsen haben, zeigen sie erstaunlich wenig Bedenken dort spazieren zu gehen. "Angst haben wir da keine vor. Ich nehme nicht an, dass die uns was tun werden", so Britta Mohring, die mit ihrer Familie dort unterwegs ist. Daniela Horn, die ebenfalls mit Mann und Kind den Nationalpark besucht, hat ein klein wenig Bedenken: "Alleine würde ich mein Kind nicht laufen lassen". Junior Timo, hat lediglich ein bisschen Angst, Vater Thorsten dagegen überhaupt keine.

Die beliebten Luchsfütterungen, die jährlich etwa 15.000 Besucher anziehen, müssen bis auf Weiteres entfallen. Aber Wolf Maßmann ist zuversichtlich, dass sie die flüchtigen Plüschohrenträger wieder einfangen. Bis dahin ist noch viel im Gehege zu tun. Denn es gilt nicht nur die umgestürzten Bäume zu beseitigen und den Zaun zu reparieren, sondern es gibt auch die Überlegung die Buchenkronen etwas zu entschärfen, um so ein Dilemma kein zweites Mal zu erleben.