Montag, 08.02.2021, 20:00 Uhr
Jens und Mirko freuen sich über ihre einzige Mahlzeit - Jens hat noch eine Wohnung, aber ohne Strom und Heizung - Decken, Schlafsäcke, Isomatten, warme Kleidung, Schuhe und Hygieneartikel haben die Engel im Gepäck - Ein Gespräch ist in der Einsamkeit viel wert: "Was die gerade bewegt, ist genauso wichtig, wie die Ausgabe eines warmen Essens oder warmen Klamotten"
Eine dicke Schneeschicht liegt am Dienstagabend in der Innenstadt von Hannover und es ist bitterkalt. Es hat schon -8 Grad und die Temperaturen sollen in der Nacht auf -13 Grad fallen. Bei diesem Wetter möchte eigentlich keiner die Nacht im Freien verbringen - aber für einige ist es die einzige Wahl. Unterstützung bekommen sie vom Team des Johanniter Kältebusses und zwar dreimal die Woche.
Ein warmes Getränk und ein warmes Essen im Bauch, Dinge, die für viele von uns einfach selbstverständlich sind. Doch zum Beispiel für Jens und Mirko eben nicht. Jens hat noch Glück, er hat noch eine Wohnung, aber ohne Strom und Heizung. Mirko hingegen lebt komplett auf der Straße - aktuell im U-Bahnhof Kröpcke, der bei diesen Temperaturen für die Wohnungslosen geöffnet ist. Das Schicksal der beiden teilen noch viele andere in Hannover, die eben keine warme Unterkunft haben und auch aus den verschiedensten Gründen nicht in eine Notunterkunft wollen.
Für einige, gerade junge Leute, mag das Leben auf der Straße einen romantischen Touch haben, aber es ist immer ein Kampf um das Überleben, gerade in der harten Winterzeit. "Das Gefährlichste ist, bei diesen Minustemperaturen, dass die nicht nur unterkühlen, sondern dass sie tatsächlich auch erfrieren können", erklärt Kirsten Heinrich, die mit 69 Jahren immer noch ehrenamtlich beim Kältebus hilft.
Sie und ihre Kollegen haben für die Bedürftigen nicht nur ein warmes Getränk und ein warmes Essen im Gepäck, sondern auch viele andere Dinge, die das Leben auf der Straße erleichtern. Decken, Schlafsäcke, Isomatten, warme Kleidung, Schuhe und Hygieneartikel. Gerade über die Schuhe ist Mirko froh, denn seine sind nicht für die aktuellen Temperaturen geeignet. Zusätzlich bekommt er vom Team noch eine Isomatte gegen die Kälte vom Boden. "Meist schläft man den ganzen Tag. Schlafsack, Isomatte, dann kommt man so ein bisschen im Leben klar. Aber es ist trotz tierisch kalt hier unten. Hier oben könnt ihr das nicht überleben, weil ich hab ja auch eine Behinderung", erklärt der 48-Jährige.
Das Team sind für viele die rettenden Engel von Hannover, auch wenn sie sich nicht vor die Kamera trauen. Denn es geht nicht nur um Nahrung und Dinge des täglichen Bedarfs, wenn der Kältebus unterwegs ist, sondern auch um das menschliche Miteinander und ganz normale Gespräche, wo sich sonst keine finden. "
Wenn man den ganzen Tag nicht viel zu tun hat, um nicht zu sagen gar nichts zu tun hat und weiß, um sechs kommen die oder um sieben, wenn wir hier sind. Und dann reden wir mit denen, die erzählen uns was, die sagen auch, was sie manchmal gemacht haben oder wo sie noch hinwollen und das ist ganz wichtig. Oder ich rede auch manchmal über Fußball mit denen oder je nachdem, also ganz normal. Das ist das Wichtige", weiß Kirsten Heinrich. Und so kommen meist 40 bis 50 Menschen zum Team des Kältebusses, sobald er an seinen bekannten Standorten parkt.