Donnerstag, 25.02.2021, 0:00 Uhr
Marktleiter kommt mit dem Auffüllen der Ware kaum kaum hinterher - Parkplatz ist voll - Gartencenter-Leiter hat klare Meinung: "Die Menschen brauchen eine Perspektive. Ob Blumen im Gartencenter oder Handy bei Saturn - Hauptsache Shopping mit etwas Glücksgefühlen." - Wir sprachen mit zahlreichen Kunden, die allesamt von enormer Erleichterung, purem Glück, neuer Hoffnung und dem Wunsch nach etwas Normalität sprechen - Wir haben am Mittwoch die Arbeit in einem gut besuchten Gartencenter für einen Tag begleitet
Das "grünwald"-Gartencenter in Peine dürfte in diesen Tagen wohl eines der beliebtesten Adressen in der Region sein. Denn seit dieser Woche dürfen die Blumengeschäfte und Gärtnereien in Niedersachsen wieder öffnen. Und nach Wochen des Lockdowns und des dunklen Winters strömen die Menschen bei frühlingshaften 19 Grad in die Läden.
Karsten Beer ist Betriebsleiter im Gartencenter und kommt mit seiner Arbeit gar nicht hinterher: "Die Leute reißen einem die Blumen förmlich aus der Hand." Wenn er vorne aufgefüllt habe, seien die Tische hinten schon wieder leer. Mit der Sonne kam bei vielen Kunden auch der große Drang nach Veränderung. Viele rechnen nicht mit einem baldigen Ende des Lockdowns und hoffen so, wenigstens etwas Farbe in das triste Leben zu bringen. Viele berichten von großen Anstrengungen in den letzten Wochen, nachdem man quasi eingesperrt war. Jetzt ist der Wunsch nach Veränderung enorm.
"Es ist einfach nur Freude, nicht mehr isoliert zu sein", meint Cordula Hansel. Bei Gaby Heinemann keimen bald nicht nur die Blumen, sondern auch die Hoffnungen, dass es bald etwas besser wird: "Ein paar Farbtupfer in den Garten für wenigstens ein bisschen Freude." "Der Lockdown wird anhalten, da muss ich mich im Garten beschäftigen", glaub Sylvia Rißland. Und bei Josy-Christin Pastefsyk sind die Frühlingsgefühle bereits ausgebrochen, die viel mehr gute Laune bereiten. Vor allem bunte Blumen stehen bei der Kundschaft hoch im Kurs.
Damit diese in ausreichenden Mengen vorhanden sind, steht Beer im regelmäßigem Kontakt mit seinen Zuliefern. Die meisten stammen aus der Region und können beispielsweise Stiefmütterchen rasch liefern. Andere bringen die Ware aus NRW oder den Niederlanden. "Aber die drehen auch ganz gut am Rad", glaubt Beer. Mit Blick auf seinen Verkaufsraum ist er für deutlich mehr Öffnungen des Einzelhandels. "Nach den langen müden Monaten braucht man eine Perspektive. Ob das die Blumen bei uns sind, das Eiskaufen oder das neue Handy bei Saturn. Die Menschen brauchen Lebensqualität", ist er überzeugt und verlangt, dass Betriebe mit großer Verkaufsfläche, Hygienekonzept und ausreichend Hinweisen für die AHA-Regeln wieder öffnen dürfen.
Zumindest die Baumärkte dürfen darauf bereits hoffen. Ob auch bei ihnen die Resonanz größer sein wird, als von den Experten vermutet, bleibt abzuwarten. Doch für zahlreiche weitere Geschäfte könnte die harte Zeit immer noch weiterzugehen. Wenigstens haben die Kunden im Gartencenter dann zumindest eine bunte Terrasse, Veranda oder Balkon zum Aufhalten - wenn man schon die eigenen vier Wände nicht wirklich verlassen kann. Und da kommen die aktuellen 20 Grad natürlich recht.