Mittwoch, 14.04.2021, 17:12 Uhr
"Das Problem ist, wenn ältere Leute jetzt auch sagen: ne, Astra will ich jetzt aber nicht" - "Das Problem ist, ich kann nicht das bestellen, was ich haben will" - "Wir kommen mit der Pandemie erst weiter, wenn wir einen sehr, sehr großen Durchimpfungsgrad haben" - Abwägung zwischen Nebenwirkungen und Corona-Erkrankung - Aufklärung ist das Mittel der Wahl - Probleme mit Johnson & Johnson sind tatsächlich eine Katastrophe
Impfen, der wohl effektivste Schutz gegen Corona und das Mittel gegen die Pandemie. Doch Dr. Carsten Gieseking aus Müden (Aller) beklagt sich über das falsche Impfmanagement in Deutschland. Denn er steht, genauso wie seine Kollegen, ab nächster Woche vor einem wirklichen Problem. "Das Problem ist, ich kann nicht das bestellen, was ich haben will", so Dr. Gieseking. Die Praxis muss dann 50 Prozent Biontec und 50 Prozent AstraZeneca abnehmen. Eine andere Aufteilung geht nicht, auch wenn nicht so viel Astra Zeneca benötigt wird.
Doch die Patienten die zu Dr. Gieseking in die Praxis kommen, sind verunsichert. Gerade die älteren Patienten können die Situation mit den Impfstoffen nicht wirklich einordnen. Für ältere Patienten hält er nämlich AstraZeneca als Impfstoff meistens nicht für verkehrt. "Das Problem ist, wenn ältere Leute jetzt auch sagen: ne, Astra will ich jetzt aber nicht", berichtet der Hausarzt.
Wie tief die Verunsicherung sitzt, lässt sich gut im Gespräch mit den Patienten erkennen, die zum Impftermin erschienen sind. "Warum sollte man etwas nehmen, wo man schon nachteiliges gehört hat", so die Meinung von Wilfried Thiele, der mit seiner Frau in Arztpraxis zum Termin erschienen ist. "Klar, man macht sich Gedanken, aber andererseits glaub ich, wird auch viel Angst geschürt", meint Arnd Bönisch, der ebenfalls zum Impfen beim Hausarzt ist.
Jedoch sind nicht alle so skeptisch. Marina Weichert hingegen sieht es pragmatisch: "Ich bin ganz spontan mit AstraZeneca geimpft worden, weil mir das Angebot gegeben worden ist von einer Ärztin, weil so viele abgesprungen waren und ich habe dieses Angebot wahr genommen". Das war sogar einen Tag nachdem das Debakel mit AstraZeneca seinen Anfang nahm. "Ich bin ganz gelassen ran gegangen, hatte keine Angst davor", so die 50-Jährige weiter.
Aufklärung ist das Mittel der Wahl, so Dr. Gieseking: "Das muss jedem klar sein, dass eine Erkrankung natürlich viel gefährlicher ist, als wenn ich ein minimales Risiko habe, durch die Impfung eine Nebenwirkung zu kriegen". Zudem braucht es ein besseres Impfmanagement. Denn alle Patienten, die ihre Erstimpfung mit AstraZeneca bekommen haben, sollen die zweite Impfung nun mit Biontec bekommen. Somit ist noch eine deutlichere Verschiebung da, als es sowieso schon wäre. Er fasst es noch kurz und knapp zusammen: "Nachher könnte es so kommen, dass bei mir 20 Dosen im Kühlschrank übrig bleiben, damit ich dann wenigstens meine Dosen Biontec kriegen kann. Das ist im Prinzip ein Skandal".