Samstag, 19.11.2022, 10:40 Uhr
Klimawandel sorgt auch für Veränderungen im Winterdienst: Aufgrund vieler geroderter Waldflächen vereisen die Straßen durch dauerhaften Wind wesentlich schneller und Schneewehen sorgen für größere Probleme als früher, als der Wald noch stand - Wir haben Uwe Deppe auf seiner ersten arbeitsreichen Schicht in diesem Winter begleitet - Mehrere Voxpops mit Besuchern in Torfhaus
Es ist Winter im Harz geworden. Am Freitagabend fielen endlich auch die ersten Schneeflocken im Bereich von Torfhaus, mit 800 Meter der höchsten Erhebung in Niedersachsen. Und das bedeutet auch Arbeit für Uwe Deppe. Der Winterdienst-Fahrer ist für den Bereich zwischen Bad Harzburg und Torfhaus zuständig und weiß: wenn der Schnee fällt, fangen die Probleme an.
Um die Straßen möglichst eis- und schneefrei zu halten, fing er am Freitagabend frühzeitig an, sein Räumfahrzeug auf den Einsatz vorzubereiten. Per Radlader wurde es mit über 5,5 Tonnen Streusalz befüllt und die Technik überprüft, ehe es auf die Straße ging. Es war das erste Mal, dass er sich diesen Winter zum Räumen bereit gemacht hat, aber bevor es richtig los geht, braucht es erst einmal eins: Kaffee. "Man weiß ja nie, wann man wieder dazu kommt", lächelt der Winterdienst-Profi.
Bis in den späten Abend hinein wird er die Strecken im Harz kontrollieren, streuen und räumen. Und auch wenn noch nicht die dicksten Flocken fallen, reicht auch schon eine dünne Schneeschicht aus, um für Probleme zu sorgen. Vor allem der Lkw-Verkehr macht Deppe sorgen. Denn wenn die 40-Tonner an den Steigungen einmal stehen, geht so schnell nichts mehr weiter. "Da wird man dann auch beschimpft, wir seien faule Säcke und auf das Übelste beleidigt", weiß er aus seinen Jahrzehnten an Erfahrung zu berichten. "Aber ich lasse sie immer reden. Denn wir arbeiten im Auftrag des Herren und wenn der Herr anruft, fahren wir los."
Dabei hat er seine Technik sowie die Straße genau im Blick. Gerade zu Beginn der Räumsaison können Baustellen über den Sommer die Charakteristik der Strecke verändert haben. "Höhere Bordkanten oder andere Abflüsse, wo man mit dem Schneepflug hängen bleiben kann", weiß Deppe zu berichten, seien da tückisch. Denn dann scheppert es kräftig im Lkw und das neue Räumschild, was nach 29 Jahren den Vorgänger nun beerbt hat, ist kaputt. Aber auch die Straßenverhältnisse können anders sein: "Wir haben komplett neue Verhältnisse, seit der Wald weg ist. War hier früher alles voller Wald, waren die Straße normal zugeschneit. Jetzt macht der Wind, was er will. Richtige Wehen und der Wind macht auch die Straße tückisch glatt."
Eine halbe Stunde braucht er, um sein Fahrzeug wieder mit neuem Salz zu bestücken. Rund 120 bis 200 Kilometer kommt er mit einer Ladung - je nachdem, wie die Wetterverhältnisse sind. In diesem Jahr fing es für die Jahreszeit pünktlich an zu schneien, aber die Mengen sind noch überschaubar. Anders im letzten Jahr. "Da sind wir später gefahren, war auch gleich intensiver. Aber da war nach 14 Tagen auch wieder Schluss und nach drei Wochen haben wir wieder abgerüstet", erinnert sich Deppe.
Während er also mit seinem Räumfahrzeug unterwegs ist, ist in Torfhaus die Freude groß. Denn viele Besucher wurden hier vom Winterwetter mit dem Schneetreiben überrascht. Sie freuten sich darüber, dass nach der langen warmen Jahreszeit endlich die kalte Witterung einsetzt. "Eigentlich kannst du im Harz bei uns immer die Uhr danach stellen, wann es schneit. So war es früher zumindest mal", sagt Uwe Breyer, der an diesem Abend seinen Geburtstag in Torfhaus feiert.
Dass er und die anderen Gäste sicheren Weges auch wieder den Berg runter kommen, liegt dann wieder in der Hand der Winterdienstprofis. Bis 22 Uhr müssen sie die Straße räumen, aber wenn es die Lage notwendig macht, werden auch Überstunden geschoben. Bis zu 17 Stunden war Deppes Lkw bereits am Stück unterwegs. So schlimm wird es zu Beginn der Saison dieses Mal nicht. Aber wer weiß, was Frau Holle noch so diesen Winter parat hat.