Gefährlicher Schulweg:
Kontaktbeamter Runne und Verkehrssicherheitsberater Schwanitz begleiten Erstklässler an einer unübersichtlichen Kreuzung mit etwas komplizierter Verkehrsführung - Kaum stellen sich die Beamten Abseits passiert, was die Beamten gerne vermeiden möchten
Beamte wünschen sich Rücksicht Rücksicht Rücksicht und Erwachsene als Vorbildfunktion und setzen auf Gespräche statt Knöllchen - Unterwegs mit der Polizei in Lüneburg
Es ist kurz vor acht Uhr morgens an der Grundschule Hasenbergl. Der Schulweg der Kinder führt über eine unscheinbare Kreuzung, doch genau hier kommt es regelmäßig zu brenzligen Situationen. Zwischen Autos im Berufsverkehr, eiligen Radfahrern und noch unsicheren Erstklässlern ist die Lage unübersichtlich. Deshalb stehen an diesem Morgen Kontaktbeamter Christian Runne (Polizeihauptkommissar) und sein Kollege Martin Schwanitz, Verkehrssicherheitsberater (ebenfalls Polizeihauptkommissar) an der Ampel. Ihre Mission: Schulwegsicherung.
„Direkt nach den Sommerferien ist das besonders wichtig“, sagt Runne. „Gerade Erstklässler können die Verkehrsdichte noch nicht überblicken.“
Der Knackpunkt liegt in der Verkehrsführung: Die Ampel gilt nur für Autos, nicht für Radfahrer. Viele steigen deshalb nicht ab, sondern fahren direkt weiter – auch wenn gleichzeitig Dutzende Kinder die Straße überqueren. „Das führt zu erheblichen Problemen“, erklärt Runne. Als die Beamten einen Moment abseitsstehen, rauscht prompt ein Lastenrad knapp an einem Kleinkind vorbei, ein weiteres Rad muss ausweichen. Situationen wie diese beobachten die Polizisten fast täglich.
Auch Autofahrer sorgen für Gefahr: Durch die tief stehende Sonne ist die Ampel schwer zu erkennen, manche biegen noch schnell bei Rot ab. „Es kommt immer wieder zu Beinahe-Unfällen“, so Schwanitz.
Trotzdem geht es den Beamten nicht darum, Verstöße abzustrafen. Sie setzen auf Prävention und Gespräch. Radfahrer werden freundlich, aber bestimmt angehalten: „Sie haben eine Vorbildfunktion gegenüber den Kindern.“ Eltern mit Helm werden gelobt, Kinder ermutigt. „Es hilft schon, wenn wir einfach hier in Uniform stehen“, sagt Schwanitz. „Allein das verändert das Verhalten.“
Besonders den Jüngsten schenken die Beamten Aufmerksamkeit. Runne spricht eine Gruppe Erstklässler direkt an: „Am Ende der vierten Klasse macht ihr die Fahrradprüfung. Wenn ihr es richtig machen wollt: absteigen und schieben. Lieber zwei Minuten zu spät, als gar nicht.“ Für die Kinder sind diese Hinweise oft einprägsamer als jedes Verkehrsschild.
Doch nicht nur die Kinder müssen lernen – auch die Erwachsenen. „Wenn Verkehrsplaner mittags vorbeikommen, sehen sie kein Problem. Morgens um acht ist die Kreuzung aber Chaos“, sagt Runne. Die Beamten fordern mehr Rücksicht im Straßenverkehr: „Rücksicht, Rücksicht, Rücksicht. Egoismus hat hier nichts zu suchen.“
Nur wenige Minuten später, kurz nach acht Uhr, kehrt Ruhe ein. Die Kreuzung wirkt plötzlich harmlos. „Unsere Intention ist nicht, möglichst viele Verstöße zu notieren, sondern Prävention zu betreiben“, zieht Runne Bilanz. „Solange die Infrastruktur nicht angepasst wird, bleibt Polizeipräsenz am Schulweg unverzichtbar.“